Schulische Methoden vs. Methoden der Jugendarbeit

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Schulische Methoden vs. Methoden der Jugendarbeit


"Um comp@ss im ursprünglich geplanten Sinn (basierend auf dem pädagogischen Konzept von comp@ss), durchzuführen, muss die Arbeitsgemeinschaft sicherstellen, dass comp@ss sich vom System der Schule nicht vereinnahmen lässt. Eine von Lehrern häufig forcierte Anpassung des Modells von comp@ss an das traditionelle Modell von Schule, wie z.B. durch strikte Zeitvorgaben für das Erreichen bestimmter Erfolge, Notenvergabe für das erfolgreiche Absolvieren eines comp@ss-Kurses (die z.B. den Faktor Zeit berücksichtigt), Frontalunterricht, Einzelarbeit, eine rein kognitive Herangehensweise, sind den Intentionen der Arbeitsgemeinschaft comp@ss prinzipiell gegenläufig. Auch wenn sich die Ansätze einer lernerzentrierten Herangehensweise immer mehr durchsetzen, ist Schule häufig doch noch ihren alten Traditionen und Konzepten verhaftet. Ein diesbezüglicher Paradigmenwechsel, wie er in aktuellen Schulkonzepten gefordert wird (vgl. SENBJS 2005, S. 31 / LISUM 2004, S. 5 ff.), braucht in der Umsetzung viel Zeit. Meine persönliche Erfahrung (In meiner Tätigkeit als Honorarkraft für die Jugendförderung Neukölln habe ich in den letzten Jahren immer wieder an verschiedenen Kooperationsprojekten zwischen Jugendhilfe und Schule mitgewirkt.) zeigt, dass nur wenige Schulen überhaupt und dort wiederum nur wenige Lehrer für sie neue pädagogische Konzepte umsetzen. Die Rahmenbedingungen, die das System der Schule nun einmal vorgibt (45-Minuten-Taktung, Pausenklingel, Rahmenplan, Zwang zur Notenvergabe und damit Selektion, etc.) tun ihr übriges, um die Umsetzung zu erschweren. Das alte Modell von Schule hat mit den Ansätzen der Jugendarbeit oft wenig gemein. Zur Veranschaulichung dieses Gedankens hilft die folgende Auflistung von KIRCHHÖFER (2000), (S. 37):

Eher Schule
Eher Jugendarbeit
Lehrorientierung

(lehrerzentriert)

-> Lernförderung (Ermöglichungsdidaktik)

(lernerzentriert)

wissensorientiert

(material)

-> wert- und handlungszentriert

(formal)

asymmetrische

Lernkonzepte (hierarchisch)

-> partnerschaftliche Lernkonzepte

(partizipativ)

geschlossene Curricula -> offene Curricula
vermittelnd -> (selbst)reflektierend
bestandsorientiert

(situationsunspezifisch)

-> prozessorientiert

(situationsspezifisch)


Die comp@ss zugrunde liegenden pädagogischen Konzepte wie Teilnehmerorientierung, Situationsansatz, problemorientiertes Lernen, Lebensweltbezug und Partizipation zeigen deutlich, dass comp@ss an sich zunächst einmal ein Instrument der außerschulischen Bildungsarbeit ist. Kooperationsprojekte zwischen Schule und Jugendarbeit führen häufig zu der Erkenntnis, dass es einen hohen Grad an Kommunikations- und Abstimmungsprozessen bedarf, um Lernprozesse gemeinsam zu gestalten. Die Problematik der gegenseitigen Öffnung für die Ansätze und Konzepte des jeweils anderen Partners sind grundsätzlich auf beiden Seiten zu beobachten (vgl. DKJS 2006, S. 50ff). Es ist im konkreten Fall eine entstehende Kluft zwischen Medienpädagogen, Lehrern und pädagogischen Laien zu beobachten, was die Umsetzung des comp@ss-Curriculums anbelangt. Ein Verständnis für die gegenseitigen Ansätze fehlt. Es ist ein erklärtes Ziel der Arbeitsgemeinschaft, einer Adaption des Modells von comp@ss an die Funktionsweise von Schule entgegenzuwirken, sofern dies den Verlust der Methoden und Prinzipien der Jugendarbeit bedeutet. Dies geschieht nicht aus einer Arroganz den Konzepten von Schule gegenüber, sondern mit dem Wissen, dass auch in den eigenen pädagogischen Konzepten der Schule schon längst einen Mentalitätswechsel gefordert wird. Ein möglicher Anknüpfungspunkt für die AG comp@ss sind an dieser Stelle die pädagogischen Laien (vgl. Praxisbeispiel im nächsten Unterkapitel), die an Schulen medienbildnerisch tätig sind und durch Fortbildungsangebote angesprochen werden können."

(aus Diplomarbeit zur Entwicklung eines Schulungskonzepts für Trainerinnen und Trainer des Berliner Kinder und Jugend-Computerführerscheins comp@ss von Florian Mannchen)