1 Vorwort
1 Vorwort
Liebe comp@ss-Trainerinnen und comp@ss-Trainer,
wir leben tagtäglich mit Medien, gestalten unser Leben mit und in Ihnen. Medien umgeben uns und eröffnen uns neue Erfahrungshorizonte und Ausdrucksmöglichkeiten. Zehn Stunden täglich verbrachte 2005 jeder Bundesbürger, jede Bundesbürgerin mit Medien (Brutto-Nutzung laut ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation ). Jeweils gut dreieinhalb Stunden liefen im täglichen Durchschnitt der Fernseher und das Radio, rund 45 Minuten wurden für Internet und Musikhören aufgewendet. 2008 hat die Internetnutzung bereits deutlich auf zwei Stunden zugelegt, die 14- bis 29-Jährigen nutzen das „All-in- One“-Medium Internet, diese „globale Distributionsplattform“ (Werner Sesink), sogar rund 160 Minuten täglich; kaum ein Jugendlicher ist heute nicht online. In rasanter Geschwindigkeit werden neue technische Möglichkeiten entwickelt und neue Nutzungsweisen eröffnet; Mobiltelefone werden zu Multimedia- Stationen, PCs zu Fernsehempfängern und Musikabspielgeräten. In diesem „Mediendschungel“ braucht es Orientierung, Orientierung, die die Fernsehzeitschrift, Google oder StudiVZ nicht bieten können. Hier bedarf es der Medienkompetenz hinsichtlich des Wissens über Medien, ihrer Bewertung und ihres Gebrauchs.
Medienangebote werden in formal niedriger gebildeten Milieus häufig insbesondere zur Unterhaltung und Entspannung genutzt. Eine Nutzung zur Information im Kontext von Bildung und Politik, zu Bildungszwecken oder zur politischen Beteiligung findet nicht oder nur sehr eingeschränkt statt. In einer Mediengesellschaft, in der insbesondere Politik sich medial vermittelt ereignet, ist aber mit dem Ausschluss von einem bestimmten Medienangebot – ob von den jeweiligen Mediennutzern und -nutzerinnen gewollt oder strukturell bedingt – eine Benachteiligung verbunden. Soziale Disparitäten setzen sich so fort und gesellschaftliche Teilhabe wird für diese Gruppe be- oder verhindert. Die Nutzung bestimmter Medienangebote, insbesondere des Internets ist mittlerweile auch in beruflichen Kontexten, für die berufliche Aus- und Weiterbildung unerlässlich geworden, so dass auch berufliche Aufstiegs- und
Entwicklungsmöglichkeiten versagt bleiben oder zumindest erschwert werden.
Mit comp@ss wird in dem hier vorliegenden Buch ein zertifizierter Bildungsstandard angeboten, der Kinder und Jugendliche durch praxisorientierte Computerarbeit Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt, die ihnen helfen, sich in der Informationsgesellschaft zu orientieren und mit denen sie sich aktiv Medienkompetenzen aneignen. Medienkompetenz im Verständnis der Arbeitsgemeinschaft comp@ss bedeutet, dass Kinder und Jugendliche lernen sich der Medien für die eigenen Ziele und Bedürfnisse zu bedienen und die erworbenen Fähigkeiten weiterzugeben und anderen zur Verfügung zu stellen. Medienkompetenzerwerb wird so nicht als Selbstzweck verstanden, sondern als Teil eines Bildungsprozesses, der die Befähigung
zur gesellschaftlichen Teilhabe ermöglicht. In einer Mediengesellschaft wird Medienkompetenz so zur sozialen Kompetenz und befähigt zur Teilhabe an Politik und Gesellschaft.
In diesem Sinne wünsche ich comp@ass viel Erfolg und allen Leserinnen und Lesern dieses Handbuches eine anregende und orientierende Lektüre!
Thomas Krüger
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung