Diskussionsvorlage von Niels Petring, LJR

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Diskussionsvorlage von Niels Petring, LJR


Diskussionsvorlage zur Strukturentwicklung des comp@ss-Prozesses in Berlin

von Niels Petring, Landesjugendring Berlin


1. Über die letzten beiden Plena und den Fachtag 2005 hinweg ist mit großem Konsens die Einsicht gewachsen, dass die zunehmenden und vielfältigen Anforderungen an den comp@ss-Prozess mit den bisherigen Strukturen (Plenum mit Honorarkraft für Moderation und Protokoll, stud. Hilfskraft als Projekt-Koordinator) kaum noch zu bewältigen sind.


2. Als Aufgaben liegen vor uns – die Strukturentwicklung selbst – die Weiterentwicklung in den bisherigen Angebotsfeldern (Junior, Net, 4U) – Klärungen, Differenzierungen,... in den Angebotsfeldern „spezial“ und „plus“ – methodisch-didaktische Materialien, sonstiges Material für die comp@sse – das Label „comp@ss-DozentIn“ (Stichworte dazu: Anforderungsprofil, Schulung, Datenbank,......) – Finanzen – Öffentlichkeitsarbeit


3. Bei der Strukturentwicklung muss beachtet werden, welche der bisherigen Arbeitsweisen sich bewährt haben oder für den Erfolg des comp@ss sogar entscheidend waren bzw. sind. Der Anforderungsdruck von außen darf nicht dazu führen, dass wir die Qualitäten des comp@ss selbst von innen heraus zerstören.

Das Plenum ist bisher völlig offen, Berater- und Anbietereinrichtungen der unterschiedlichsten Art nehmen daran teil und stimmen durch die sie vertretenden Personen ab. Die Arbeit im Plenum ist in hohem Maße sach- und ergebnisorientiert und reflektiert die unterschiedlichen Anforderungen der Arbeit bei den Trägern. Formale Unterscheidungen hinsichtlich der Anbieter (öffentliche, freie, Kita, Schule, offene Jugendarbeit......) hat es bisher nicht gegeben, ebenso wenig gab es Regelungen für die Beschlussfähigkeit und ähnliches (Geschäftsordnung). Dies liegt zum einen an der professionellen Moderation durch einen Unbeteiligten. Es liegt auch daran, dass die Beteiligten alle ein sachliches Interesse am Gelingen des gesamten Prozesses haben. Und es liegt daran, dass es (NOCH) keine Pfründe zu verteilen gibt. Bisher gibt es mehr Arbeit zu erledigen, als dass „Macht“ oder „Renomee“ zu gewinnen gewesen wären. Dies WIRD sich mit der Verstetigung des Prozesses bzw. der Verfestigung von Strukturen ändern. Diese „Betrachtungen“ sollte jedeR bei der Diskussion der folgend Vorschläge zur Strukturentwicklung im Hinterkopf haben.


4. Erster Vorschlag: Der comp@ss-Prozess gibt sich eine Geschäftsordnung. Diese beruht auf den bisherigen Beschlüssen zur Arbeitsweise und den „Regeln für Anbieter“. Außerdem wird darin das Verhältnis vom Plenum zum Projektkoordinator und zu Arbeitsgruppen geregelt. Zur Entlastung des Projektkoordinators als auch für eine „politische“ Außenvertretung wird eine ständige „Arbeitsgruppe Geschäftsführung“ eingerichtet. Dieser AG gehören 3 Personen jeweils für 6 Monate an. (Um zu Beginn in eine versetzte Rotation zu gelangen, sollte eine Person nur für 3 Monate, eine für 6 Monate und eine für 9 Monate amtieren); Wiederwahl ist jeweils nach Aussetzen für eine Amtsperiode möglich. (Im Prinzip bin ich für eine harte Rotation, bei der jedeR mal dran ist; andererseits sollte das Risiko minimiert werden, aus dogmatischen Gründen arbeitsunfähig zu werden...)

Das Plenum verabschiedet einen „Auftrag zur Projektorganisation“ mit einem Träger, der Mitglied des comp@ss-plenums ist. Dieser Vertrag regelt das Verhältnis zwischen der „AG Geschäftsführung“ und dem Träger, der dann als Arbeitgeber des Projektkoordinators fungiert und den Betrieb einer „Geschäftsstelle“ organisieren sollte. Als Träger für diese Konstruktion sollte eine Organisation gefunden werden, die bereit und in der Lage ist, einen „größeren“ Förderantrag für den comp@ss bei einer geeigneten Stelle zu stellen und diesen auch administrieren kann. Der Projektkoordinator kann dann (wieder) schwerpunktmäßig administrative Aufgaben bearbeiten (web-site, Datenbank, Statistik, Anbieterbetreuung......), die AG GF sollte im Innenverhältnis stärker prozess-steuernd tätig werden („Beschlusskontrolle“ nicht nur im Plenum, „Betreuung“ von anderen AG´s, Sachstandsüberblick,...) und sich nach außen als SprecherInnen-Gruppe für den comp@ss-Prozess präsentieren (z.B. gegenüber Politik und Verwaltung, Stiftungen und anderen Geldgebern, sonstigen Kontakten / Kooperationspartnern, ggf. „Reise-Kader“...).


5. Zweiter Vorschlag (alternativ): Wir gründen einen Verein, entweder durch Einzelpersonen oder durch Einrichtungen (Berater, Anbieter), und zwar als „e.V.“ mit Gemeinnützigkeit ; die Konstruktion über Mitgliedsorganisationen dürfte deutlich schwieriger zu machen sein, wäre aber sachgerechter. Wesentliche Teile der o.a. Geschäftsordnung würden sich dann in der Satzung dieses Vereins wiederfinden, anderes könnte Geschäftsordnung bleiben.


6. Vor- und Nachteile der beiden Vorschläge: Ein eigener Verein könnte selbständig als Antragsteller für die Finanzierung seiner Arbeit auftreten und wäre auch selbständiger Verhandlungspartner in „politischen“ Prozessen, bspw. bei dem Vereinnahmungs-Druck durch „Schule“. Ein Vorstand wäre qua Amt jederzeit handlungsfähig und auch von außen als solcher zu identifizieren. Ein eigener Verein hätte den Nachteil, erstmal für sich selbst Arbeit zu erfordern (Wahlen, Vereinsregister, Gemeinnützigkeit,....), die nur mittelbar dem comp@ss-Prozess zu Gute kommt – „Vereinsmeierei“, die uns unnötig Kraft kostet. Außerdem entstehen aus der (Nicht-) Mitgliedschaft von Anbietern zahlreiche (rechtliche) Fragen. Bestimmte Anbieter können vielleicht nicht Vereinsmitglied werden, sollen sich aber an Satzung und GO des Vereins halten, ... usw....


7. So oder so Auch wenn wir uns selbst für 2005 eine „Konsolidierungsphase“ verordnet haben, wird der comp@ss-Prozess weiter wachsen. Die Strukturentscheidungen, die wir jetzt vorbereiten, müssen dieses Wachstum berücksichtigen – nicht mit Ewigkeitsanspruch, aber doch für ein paar Jahre. Bei einer Anbieterzahl von 150 und mehr wird eine Mehrzahl nicht regelmäßig und aktiv am Plenum teilnehmen. Diesen gegenüber wird „comp@ss“ so etwas wie ein Lizenz- oder Franchising-System werden. Das Qualitätsmanagement wird dann deutlich mehr Arbeit erfordern, als dies bisher der Fall ist.


Anlage: Entwurf einer Geschäftsordnung (kommt noch)


Niels Petring Landesjugendring Berlin 01.06.05